Räuchern
Botschaft an den Himmel - Duftender Rauch für die Seele - Atem des Drachen
Was ist Räuchern?
Für das Räuchern lässt man aromatische Substanzen, hauptsächlich aus dem Pflanzenreich,
über einer Wärmequelle wie Räucherkohle oder Kerzen langsam verglühen.
Der aufsteigende Rauch trägt die Duftstoffe nach oben und verteilt sie im Raum. Er enthält die
psychoaktiven, körperlich und seelisch wirksamen Inhaltsstoffe des Räucherwerks, die über die Nase oder den Mund aufgenommen werden.
In allen alten Kulturen wurde geräuchert, und es war ein reichhaltiges Wissen darüber vorhanden.
Beim Räuchern sind unsere Sinne auf verschiedene Weise angesprochen:
Die Nase riecht, nimmt auf, und mit den Augen können wir den feinen Rauch verfolgen und
beobachten, wie er in unendlichen Formen, Figuren, Spiralen, Bänder usw. bildet. Wir erleben die Wärme des Feuers beim Anzünden der Kerze und sehen, wenn die rote Glut langsam das Schwarz der Kohle verschwinden lässt. Sand, Tonfass, Räucherwaren und Mörser sprechen den Tastsinn an.
Das Räuchern ist eine unmittelbare Erfahrung. Es ist die Wurzel der heutigen Aromatherapie und
der Parfümerie. Das Wort Parfüm leitet sich ab vom lateinischen "per fumum", durch den Rauch. Für unsere Vorfahren war das Räuchern aus dem Leben nicht wegzudenken und fehlte in keiner Kultur. Es diente sakralen Zwecken als Botschaft an den Himmel, um Gebete zu den Göttern zu tragen. Auch heute noch vertieft und unterstützt es Gebet und Meditation bei allen grossen Religionen. Man desinfizierte mit Hilfe des Räucherns die Wohnräume, Krankenlager und Ställe, heilte Kranke, parfümierte Kleider und Gegenstände, beeinflusste das Träumen, erzeugte Visionen, verbesserte die Akustik in Kirchen und vieles mehr. In unserer Zeit wissen wir nur noch wenig Näheres über das Räuchern.
Geruchsinn und Räuchern
Der Geruchsinn ist entwicklungsgeschichtlich einer unserer ältesten Sinne. Asu dem
ursprünglichen Riechhirn hat sich das Denkhirn, das heisst die Grosshirnrinde entwickelt. Beim Räuchern werden die Duftmoleküle, die im Pflanzengewebe eingelagert sind, befreit und steigen mit dem Rauch in die Raumluft wo sie sich verteilen. Über die Atemluft gelangen die Duftmoleküle in Berührung mit unserer Riechschleimhaut an der Nasenwurzel. Die Reize werden in das Zentrum des Gehirns weitergeleitet. Dort beeinflussen sie die Zentren unserer Gefühle, die Regulation der Hormone und das vegetative Nervensystem. Das Räuchern wirkt direkt auf unsere Wahrnehmung. So ist die starke Wirkung des duftenden Rauchs auf unser Befinden zu erklären, die Resonanz unserer Psyche beim Räuchern.
Was braucht man zum Räuchern?
- Räuchergefäss
- Rauchwerk
- Räucherkohle
- Mörser
- Sand
Räuchergefäss
Das Räuchergefäss sollte feuerfest sein und mind. einen Durchmesser von ca. 10 cm haben.
Damit man es trotz der Hitze anfassen kann, sind kleine "Beinchen" von Vorteil.
Räucherkohle
Im Handel werden Räucherkohlen in Form von Kohletabletten angeboten. Sie werden in Rollen,
meist jeweils zu zehn Stück verkauft. Die Grösse variert im Durchmesser von drei bis fünf Zentimeter. Die selbstzündenden Kohlen sind mit Magnesiumsulfat oder Salpeter getränkt. Dadurch entzünden sie sich schnell und glühen bald. Sie verströmen jedoch zuerst einen leichten Eigengeruch. Man hält mit zwei Finger die Kohle und zündet mit einem Feuerzeug, Streichholz oder einer Kerze den abgerundeten Teil, bis es anfängt zu zischen. Sobald es ein paar mal gezischt hat, brennt die Kohle und kann auf den Sand im Räuchergefäss gelegt werden.
Sand
Der Sand wird in die Räucherschale gefüllt. Der Sand verhindert das starke erhitzen des
Räuchergefass. Es kann der günstige Vogelsand aus dem Zoohandel oder Sand vom Meer verwendet werden.
Mörser
Mit den Räuchersubstanzen ist es wie mit dem Kaffee. Frisch gemahlen sind sie am besten.
Feines Pulver verliert früher Duft und Aroma. Mörser werden in Porzellan, Stein oder Metall angeboten.
Rauchwerk
Räuchern kann man (die Angaben dienen als Beispiel und sind nicht vollständig):
Blüten: Arnika, Jasmin, Kamille, Rose, Holunder
Samen: Anis, Fenchel, Kardamon, Koriander, Moschus, Vanille, Wacholder
Nadeln: Fichte, Kiefer, Thuja, Zypresse
Blätter: Eukalyptus, Lorbeer, Pfefferminze, Myrte
Rispen oder ganze Pflanze: Geranium, Lavendel, Lemongrass
Wurzeln: Angelika, Baldrian, Ingwer, Narde, Galgant, Vetiver
Rinde: Zimt, Cassia
Holz: Kampher, Rosenholz, Sandelholz, Zedernholz, Wacholderholz,
Harz: Benzoe, Copal, Myrrhe, Olibanum (Weihrauch), Opoponax, Dammar
Quelle: u.a. 'Botschaft an den Himmel' von Susanne Fischer-Rizzi
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Räucherwerk
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HARZE
Benzoe: (Styrax tonkinensis) Benzoe-Siam und (Styrax benzoides craib) Benzoe-Sumatra
Benzoe gibt es in zwei Arten. Das edlere, süßere feinere Harz aus Siam und das herber
und schärfer duftende Harz aus Sumatra.
Beide Sorten enthalten als Riechstoff Vanillin.
Benzoe ist bei seelischen Verletzungen ein gutes Räuchermittel. Es wird auch gerne für
Reinigungs-, Schutz- und Segnungszeremonien verwendet und hilft uns auf sanfte Weise unseren Geist zu entwickeln.
Copal: (Vateria indica L)
Copal wird in Mexico, Ostindien, Madagascar und Afrika gewonnen. Es wird fast
ausschließlich für Räucherzwecke verwendet. Es soll Herzöffnend und geistig klärend wirken.
Drachenblutbaum, auch Drachenblut genannt: (Daemenorops draco BL)
Drachenblut ist ein recht kraftvolles Harz, welches meistens nur in Mischungen verwendet
wird. Es ist nur schwer erhältlich und kann in Schutzzeremonien, zur Reinigung und zum Erhöhen der inneren Kräfte verwendet werden. Das helle rote Harz wird aus den Früchten der in Asien, Afrika und Australien vorkommenden Palme gewonnen. Es ist ein Bestandteil der stark reinigend wirkenden Mischung ‚Kardinalsweihrauch'.
Dammarharz: (Canarium strictum) (Shorea Wiesneri)
Die zur Gewinnung verwendeten Bäume bilden in Indien und Südostasien ganze Wälder.
Traditionell wird Dammarharz als Reinigungs- und Schutzräucherung verwendet.
Mastix: (Pistacia lentiscus L)
Der Mastixbaum wächst im südlichen Mittelmeerraum, auf den kanarischen Inseln, und in
Nordafrika. Der Duft des Harzes ist angenehm zitronig frisch und wird beim Räuchern zum Erwecken des ‚zweiten Gesichts' verwendet. Der Rauch stärkt unsere geistigen Kräfte und klärt unsere Ausstrahlung. Mastix wurde früher als Räucherzutat sehr geschätzt und war Bestandteil der berühmten ägyptischen Kyphi-Mischung.
Myrrhe: (Commiphora Myrrha) Somalia
Von allen Räucherharzen ist Myrrhe wohl neben dem Weihrauch eines der bekanntesten.
Myrrhe ist bei Räucherungen hervorragend geeignet, die geistige, die seelische und die materielle Welt miteinander in Einklang zu bringen. Sie hat eine stark reinigende Wirkung und gibt uns Kraft, Optimismus und eine geerdete innere Ruhe. Durch ihren reinigenden Duft werden unsere Sorgen zerstreut und unsere Gefühle besänftigt.
Styrax oder Storax: (Liquidamber orientalis)
Der Baum kommt in Syrien und im südwestlichen Kleinasien vor. Wie beim Benzoe wird die
harzige balsamische Duftnote durch das süßliche Vanillin sehr weich abgerundet. Beim Räuchern eignet sich Styrax zur Entspannung von geistigen und emotionalen Verspannungen, gibt tiefen Schlaf und vertreibt böse Geister und negative Gedanken.
Weihrauch oder Olibanum: (Boswellia carteri) (Boswellia sacra)
Weihrauch kommt hauptsächlich in Somalia, Südarabien und Ägypten vor. Je nach Größe
und Farbe der Harzbrocken ergeben sich verschiedene Qualitätsgrade und Preislagen. Weihrauch ist eines der bekanntesten Räuchermittel weltweit. Weihrauch gilt in okkulten Schulen als bestes mittel für Weihe, Segnung, Reinigung und Schutz. Sein Rauch soll Wohlstand und Erfolg herbeiführen können. Weihrauch ist als Vermittler zwischen materieller und geistiger Welt bekannt und zeigt uns die Vision unseres Weges in die Zukunft. Für viele Menschen ist er schwer zu akzeptieren, weil er uns wie ein klarer Spiegel zeigt, wo wir gerade im Geistigen stehen.
HÖLZER
Iriswurzel – Schwertlilie: (Iris germanica var. Iris florentina)
Das Räuchermittel wird aus der zerstoßenen getrockneten Schwertlilienwurzel gewonnen.
Heimisch ist diese Pflanze in Südeuropa, sie wird heute auch in Rußland und Afrika kultiviert. Beim Räuchern hilft Iris seelische Blockaden aufzulösen, reinigt und harmonisiert unsere Aura; sie wird auch gerne für erotische Liebesräucherungen verwendet, da der Duft das andere Geschlecht magisch anziehen soll.
Kiefern bzw. Pinien und Fichten: (Abies alba, Abies sibirica, Pinus cembra, pinus
silvestris, Pinus mugho)
Die pulverisierte Rinde dieser Nadelbäume eignet sich hervorragend für milde
Räuchermischungen. Beim Räuchern wirken diese Hölzer raumreinigend, klärend und beruhigend auf den Geist und verleihen uns Mut, Kraft und Ausdauer.
Rosenholz: (Aniba rosae odora)
Dieser Baum wächst vorwiegend in Brasilien. Nur altes Holz gilt als wohlriechend. Sein
holzig-blumiger Duft wirkt sinnlich, entspannend und anregend zugleich. Für unsichere Menschen mit wenig Selbstvertrauen ist das verräuchern von Rosenholz sehr hilfreich.
Sandelholz: (Santalum album) = ostindisch, (Amyris balsamifera) = westindisch
Der immergrüne Sandelholzbaum wird in ganz Südostasien gefunden, kommt aber auch in
Venezuela, Jamaica und Haiti vor. Man unterscheidet zwei Sandelholzqualitäten:
1.Die edelsten Hölzer kommen aus der ostindischen Provinz Mysore, müssen über 30
Jahre alt sein und sind sehr teuer.
2.Westindisches Sandelholz kommt aus Venezuela, Jamaica und Haiti, duftet süßlicher
und ist etwas dunkler (leicht rötlich) in der Farbe und günstiger.
Es ist wunderbar lösend und vertiefend bei Meditationen, wird gerne zur Reinigung und bei
Heilungszeremonien verwendet. Auch für Rückführungstechniken in vergangene Leben ist es sehr hilfreich. Sein Duft verfeinert unsere geistige Energie und regt uns an, vorwärts zu schreiten. Da es eine sehr sinnliche Ausstrahlung hat, wird es auch gerne zum Aufbau einer erotischen Stimmung genutzt.
Wacholder: (Juniperus communis)
Meist wächst der bei uns heimische Wacholder als niederliegender Strauch. Zum Räuchern
eignen sich Zweige, Stamm und auch die getrockneten Wacholderbeeren (sie gelten als starke Lichtenergieträger). Beim Räuchern vertreibt er böse Geister, soll vor Unfällen schützen und stärkt unsere Achtsamkeit und unseren Mut.
Zimt: (Cinnamomum ceylanicum)
Der Zimtbaum ist vor allem in Sri Lanka (Ceylon) heimisch. Die für das Räuchern benötigte
Rinde stammt von Schößlingen, die sich an den Stümpfen der abgeschlagenen Bäume bilden. Beim Räuchern ist Zimtrinde gut um Räume zu segnen, sie soll Glück und Erfolg anziehen und negative Schwingungen fernhalten. Sie wärmt unsere Seele und hilft uns Verkrampfungen, Ängste und Gefühle der Einsamkeit zu überwinden.
KRÄUTER UND BLÜTEN
Beifuß: (Artemisia vulgaris)
Eines der traditionellen einheimischen Kräuter, die in Schutz- und Reinigungsräucherungen
verwendet werden.
Eine andere ihm zugeschriebene Wirkung ist die Stärkung der Manneskraft und Erregung
sexuellen Verlangens.
Kamille: (Chamaemelum nobile) Römische Kamille, (Chamomilla recutita matricaria)
Deutsche Kamille
Hier werden die Blüten verwendet. Sie vermittelt uns beim Räuchern Ruhe und
Ausgeglichenheit. Empfehlenswert wenn Ärger und Trauer unseren Geist verdunkeln. Kamille wird auch bei Segnungszeremonien und bei Räucherungen für finanziellen Erfolg verwendet.
Lavendel: (Lavendula officinalis)
Der Name ist abgeleitet vom lateinischen "lavare" = waschen, reinigen. In Räucherungen
wirkt Lavendel deshalb stark desinfizierend und klärend, hilft uns aber auch, uns demütig wieder der Einfachheit im Leben zuzuwenden. In unseren Beziehungen zu anderen Menschen kann er Frieden stiften und unsere Gefühle besänftigen.
Majoran: (Origanum majorana)
Majoran gilt als eine der ältesten Kulturpflanzen des Menschen und wurde schon in
biblischen Zeiten für Räucheropfer verwendet. Beim Räuchern gibt er uns kraft und Mut und bringt verausgabte Energien zurück und ist stark reinigend für unseren Astralkörper.
Melisse: (Melissa officinalis)
Man kann das getrocknete Kraut gut für Schutzräucherungen gegen negative Einflüsse
verwenden. Weiterhin hilft sie uns materielle Wünsche zu erfüllen, stärkt unsere Abwehrkräfte und bringt uns mit neuen Freunden zusammen. Leider geht der frisch- zitrusartige Duft beim Räuchern fast gänzlich verloren.
Muskatnuß: (Myristica fragrans)
Der auf den Molukken heimische Muskatnußbaum wird heute in fast allen tropischen
Gebieten kultiviert. Zum Räuchern verwendet man meistens die getrockneten und zerstoßenen oder geriebenen Samen. Okkulten Schulen gemäß ist Muskatnuß ein guter Schutz gegen böse Geister und negative Gedanken und bringt uns Glück. Sie kann aber auch zum Wahrsagen und für die Kontaktaufnahme mit Verstorbenen verwendet werden.
Nelke, Gewürznelke: (Syzygium aromaticum)
Nelke gilt als Aphrodisiakum, es regt unsere Sinnestätigkeit an, vertreibt negative
Schwingungen, Gedanken und Gefühle. Beim Räuchern wirkt es auch stark desinfizierend und hält Insekten fern. Nelke wird auch als Energieverstärker und zum Erreichen von finanziellem Erfolg verräuchert.
Rose: (Rosa damascena) (Rosa centifolia) und andere Rosensorten
Die Rose steht in allen Kulturen für Herzensliebe, Herzöffnung, liebevolle Zuneigung und
inneren Frieden. Beim Räuchern unterstützt sie uns, auch uns selbst annehmen zu können und sie hilft beim Loslassen schmerzhafter Erinnerungen. Leider verliert die Rose beim räuchern ihren feinen blumigen Duft. Für guten Rosenduft etwas Sandelholzpulver mit einigen Tropfen echtem ätherischen Rosenöl beträufeln und dann verräuchern.
Rosmarin: (Rosmarinus offizinalis)
Ist eines der ganz alten Räuchermittel. Eignet sich sehr gut zur Abwehr von negativen
Geistern und Einflüssen und erleichtert die Kommunikation mit Naturgeistern. Rosmarin war schon im alten Ägypten und in Rom beliebt. Rosmarin ist klärend, erfrischend, reinigend (auch antibakteriell) und regt unseren Geist an.
Salbei: (Salvia officinalis)
Salbei wurde, ähnlich wie Rosmarin, schon in den ältesten Räucherzeremonien verwendet.
Sei klärender starker Rauch wird gerne zum Reinigen von Häusern, Gegenständen oder Gärten verwendet. Wegen seiner stark antiseptischen Wirkung räucherte man früher auch Krankenzimmer mit Salbei. Er wirkt stärkend, reinigend, klärend und stabilisierend.
Thymian: (Thymus vulgaris)
Eine Räucherung mit Thymian mobilisiert unsere Willenskräfte, unterstützt unsere Abwehr,
wirkt sehr stark antibakteriell und anregend. Sehr gut geeignet, wenn wir Konflikte oder Schwierigkeiten meistern müssen.
Quelle: u.a. Fred Wollner: Räucherwerk und Ritual
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